30.06.2022_Zweitausendzweiundzwanzig - Was bisher geschah.
WINTER
Igor und ich beschließen, das verschneite Fuxengut hinter uns zu lassen und Richtung Süden zu fahren. Klamme Finger und Wurzelgemüse gegen Sonne, Steilküste und Zitronenbäume tauschen.
Traumhaft wars und sooo schön…aber leider nur 2 Tage lang. Dann kam der 24. Februar.
In den frühen Morgenstunden läutete das Handy.
Igors Eltern berichten uns, was sie im ukrainischen Fernsehen gerade verfolgen. Die Russen marschieren in die Ukraine ein, ein Krieg beginnt.
Telefonate mit Familie, Freunden, festsitzendem Mitarbeiter folgen.
Der Vorhang bleibt zu, der Blick aufs Meer wird gegen den Blick aufs Handy getauscht.
In den frühen Morgenstunden läutete das Handy.
Igors Eltern berichten uns, was sie im ukrainischen Fernsehen gerade verfolgen. Die Russen marschieren in die Ukraine ein, ein Krieg beginnt.
Telefonate mit Familie, Freunden, festsitzendem Mitarbeiter folgen.
Der Vorhang bleibt zu, der Blick aufs Meer wird gegen den Blick aufs Handy getauscht.
Irgendwann geben wir dann auf und beenden unsere Reise frühzeitig. Urlaubsstimmung ist anders.
Entsprechend der Jahreszeit hatten wir in den darauf folgenden Wochen landwirtschaftlich relativ wenig zu tun, und das war auch gut so. Eine ganze Menge anderer Dinge war zu organisieren und zu erledigen.
Freunde und Verwandte aus der Ukraine rausdirigieren, Sach- und Geldspenden sammeln und sinnvoll verteilen, Quartiere für unsere Leute suchen.
Wir füllten unser Auto mit allerlei Notwendigen und fuhren ein paar Mal Richtung Osten in die Ukraine und retour um einen sinnvollen Beitrag zu leisten.
Die einzige Möglichkeit, Igor emotional halbwegs stabil zu halten.
Mithelfen hilft irgendwie.
Entsprechend der Jahreszeit hatten wir in den darauf folgenden Wochen landwirtschaftlich relativ wenig zu tun, und das war auch gut so. Eine ganze Menge anderer Dinge war zu organisieren und zu erledigen.
Freunde und Verwandte aus der Ukraine rausdirigieren, Sach- und Geldspenden sammeln und sinnvoll verteilen, Quartiere für unsere Leute suchen.
Wir füllten unser Auto mit allerlei Notwendigen und fuhren ein paar Mal Richtung Osten in die Ukraine und retour um einen sinnvollen Beitrag zu leisten.
Die einzige Möglichkeit, Igor emotional halbwegs stabil zu halten.
Mithelfen hilft irgendwie.
FRÜHLING
Noch nie habe ich mich so auf die Frühlingsarbeiten gefreut wie dieses Jahr. Raus aus der Gefangenschaft der Informationsflut, raus aufs Feld wo alles langsam zu wachsen begann.
Zurück am Feld, zurück am Marktstand.
Über den Krieg in Igors Heimat habe ich mit vielen unserer KundInnen gesprochen und es wurde unglaublich viel gespendet....Geld, Sachspenden, Wohnraum.
An dieser Stelle möchten wir nochmal ein riesiges Dankeschön aussprechen/ausschreiben!!
Unsere Bio-Produktion 2022 kam langsam wieder in Fahrt. Putins langer Arm erreicht uns aber nicht nur über die dramatischen Erlebnisse unserer Freunde und Verwandten.
Die komplexen Verknüpfungen der österreichischen Wirtschaft mit Russland waren und sind sogar in unserem Minibetrieb spürbar. Jungpflanzen sind plötzlich empfindlich teurer, genauso wie biologische Düngemittel, die wir seit Jahren bestellen.
Teuerungen, die uns angesichts dessen, was in der Welt los ist, aber ziemlich egal sind.
Übrigens auch interessant, was ich in dieser Zeit in diversen Medien über den Zusammenhang zwischen kriegsbedingt angeheiztem Welthunger und biologischer Landwirtschaft so aufschnappte.
„Kann sich die Welt die biologische Landwirtschaft überhaupt noch leisten?“…oder sollte man lieber die konventionelle Produktion wieder forcieren um dem Hunger in der Welt entgegenzuwirken.
Biobauer - vom Paulus zum Saulus?
In meinem vorigen Blog-Beitrag habe ich mich ja ein bisserl über den Pestizid-Weltkonzern Syngenta ausgelassen. Die stehen jetzt übrigens in der 1. Reihe wenns um die „Rettung der Welt“ und der Abwendung einer Hungerkatastrophe geht.
Verschärft die biologische Landwirtschaft tatsächlich den Hunger dieser Welt weil sie Flächen besetzt, die mit ordentlich Kunstdünger und Spritzmittel von Syngenta noch viel produktiver sein könnten?
Ich sehe förmlich die Dollar-Zeichen in den Augen derer, die so argumentieren.
Die Welt dadurch retten, in dem man sie noch mehr vergiftet?
Statt mehr Chemie zur Bekämpfung von Hunger wäre es in den reichen Ländern einmal ein guter Anfang, weniger Fleisch zu essen und damit weniger Flächen dieser Welt mit Tierfutterproduktion zu besetzen.
Oder möglicherweise auch die Lebensmittelverschwendung in Angriff zu nehmen. Immerhin werden bei uns wie auch in vielen anderen europäischen Ländern Millionen Tonnen „nicht normgerechtes“ Obst und Gemüse – also zu klein, zu groß, zu schiach, zu krumm - aussortiert und wandern direkt vom Feld in den Müll.
Über den Krieg in Igors Heimat habe ich mit vielen unserer KundInnen gesprochen und es wurde unglaublich viel gespendet....Geld, Sachspenden, Wohnraum.
An dieser Stelle möchten wir nochmal ein riesiges Dankeschön aussprechen/ausschreiben!!
Unsere Bio-Produktion 2022 kam langsam wieder in Fahrt. Putins langer Arm erreicht uns aber nicht nur über die dramatischen Erlebnisse unserer Freunde und Verwandten.
Die komplexen Verknüpfungen der österreichischen Wirtschaft mit Russland waren und sind sogar in unserem Minibetrieb spürbar. Jungpflanzen sind plötzlich empfindlich teurer, genauso wie biologische Düngemittel, die wir seit Jahren bestellen.
Teuerungen, die uns angesichts dessen, was in der Welt los ist, aber ziemlich egal sind.
Übrigens auch interessant, was ich in dieser Zeit in diversen Medien über den Zusammenhang zwischen kriegsbedingt angeheiztem Welthunger und biologischer Landwirtschaft so aufschnappte.
„Kann sich die Welt die biologische Landwirtschaft überhaupt noch leisten?“…oder sollte man lieber die konventionelle Produktion wieder forcieren um dem Hunger in der Welt entgegenzuwirken.
Biobauer - vom Paulus zum Saulus?
In meinem vorigen Blog-Beitrag habe ich mich ja ein bisserl über den Pestizid-Weltkonzern Syngenta ausgelassen. Die stehen jetzt übrigens in der 1. Reihe wenns um die „Rettung der Welt“ und der Abwendung einer Hungerkatastrophe geht.
Verschärft die biologische Landwirtschaft tatsächlich den Hunger dieser Welt weil sie Flächen besetzt, die mit ordentlich Kunstdünger und Spritzmittel von Syngenta noch viel produktiver sein könnten?
Ich sehe förmlich die Dollar-Zeichen in den Augen derer, die so argumentieren.
Die Welt dadurch retten, in dem man sie noch mehr vergiftet?
Statt mehr Chemie zur Bekämpfung von Hunger wäre es in den reichen Ländern einmal ein guter Anfang, weniger Fleisch zu essen und damit weniger Flächen dieser Welt mit Tierfutterproduktion zu besetzen.
Oder möglicherweise auch die Lebensmittelverschwendung in Angriff zu nehmen. Immerhin werden bei uns wie auch in vielen anderen europäischen Ländern Millionen Tonnen „nicht normgerechtes“ Obst und Gemüse – also zu klein, zu groß, zu schiach, zu krumm - aussortiert und wandern direkt vom Feld in den Müll.
Und da gibt es bekanntlich noch eine Großbaustelle die sich direkt auf die Produktion von Lebensmitteln auswirkt. Ich brauche nur aus dem Fenster zu schauen wo sich die nächste Schlechtwetterfront Richtung Fuxengut schiebt.
Klimawandelbedingte Extremwetterereignisse machen nicht nur der biologischen sondern auch der konventionellen Landwirtschaft rund um den Globus ordentlich zu schaffen.
Womit wir auch schon beim Sommer angelangt wären.
Klimawandelbedingte Extremwetterereignisse machen nicht nur der biologischen sondern auch der konventionellen Landwirtschaft rund um den Globus ordentlich zu schaffen.
Womit wir auch schon beim Sommer angelangt wären.
SOMMER
Wir sind froh, wenn unser Gemüseacker während der derzeit im 3-Tages-Rhythmus widerkehrenden Starkregenereignisse "nur" absäuft und nicht vom Hagel bearbeitet wird. Die extremen Wetterereignisse haben auch uns derzeit voll im Griff.
Aber wer kann es diesem Planeten verdenken, dass er versucht uns Menschen abzuschütteln…
So, Schluss jetzt. Was für ein deprimierender Blogbeitrag.
Ich will eigentlich nicht nur Schlechtes im Internet verbreiten - aber die Stimmung passt derzeit einfach dafür.
Zwecks positivem Abschluss dieses Beitrags schließe ich jetzt aber trotzdem mit einer wundersamen, schönen Geschichte die sich gestern am Fuxengut zugetragen hat.
Also:
Im Frühling vergangenen Jahres haben unsere Kinder drei Entenküken mit viel Liebe großgezogen.
So, Schluss jetzt. Was für ein deprimierender Blogbeitrag.
Ich will eigentlich nicht nur Schlechtes im Internet verbreiten - aber die Stimmung passt derzeit einfach dafür.
Zwecks positivem Abschluss dieses Beitrags schließe ich jetzt aber trotzdem mit einer wundersamen, schönen Geschichte die sich gestern am Fuxengut zugetragen hat.
Also:
Im Frühling vergangenen Jahres haben unsere Kinder drei Entenküken mit viel Liebe großgezogen.
Der Sommer zog ins Land und aus den drei Küken waren 2 stattliche Moschuserpel und eine wunderschöne Moschusentendame geworden. Alle so zutraulich wie verschmuste Haustiere.
Es wurde Winter und es kam zu einer Tragödie. Einer der zwei Erpel wurde von einem nicht angeleinten Hund abgemurkst. Der zutrauliche Erpel hatte einfach zu viel Vertrauen und zu wenig Ahnung von Hundes Natur.
Tja, da warens nur noch 2.
In diesem Frühling verschwand dann schließlich auch noch die Entendame spurlos. Vermutlich von einem Fuchs als Mitternachtssnack abtransportiert.
Da war es nur noch einer.
Der letzte Moschus-Mohikaner am Fuxengut.
Der arme, einsame Tropf begrüßte unsere Kinder jeden Tag frühmorgens mit wedelnden Schwanzfedern und wartete auf ihre Rückkehr aus der Schule vor unserer Tür.
Irgendwann haben wir uns ein Gitter vor die Haustür gestellt, weil der Erpel regelmäßig in die Wohnung watschlte und es sich bei uns - wie in alten Zeiten - gemütlich machen wollte.
Es wurde Winter und es kam zu einer Tragödie. Einer der zwei Erpel wurde von einem nicht angeleinten Hund abgemurkst. Der zutrauliche Erpel hatte einfach zu viel Vertrauen und zu wenig Ahnung von Hundes Natur.
Tja, da warens nur noch 2.
In diesem Frühling verschwand dann schließlich auch noch die Entendame spurlos. Vermutlich von einem Fuchs als Mitternachtssnack abtransportiert.
Da war es nur noch einer.
Der letzte Moschus-Mohikaner am Fuxengut.
Der arme, einsame Tropf begrüßte unsere Kinder jeden Tag frühmorgens mit wedelnden Schwanzfedern und wartete auf ihre Rückkehr aus der Schule vor unserer Tür.
Irgendwann haben wir uns ein Gitter vor die Haustür gestellt, weil der Erpel regelmäßig in die Wohnung watschlte und es sich bei uns - wie in alten Zeiten - gemütlich machen wollte.
Er war der letzte Überlebende. Dachten wir jedenfalls bis gestern.
Gestern am frühen Abend erschien nämlich der vermeintliche Mitternachtssnack unverhofft am Horizont.
Schnell war klar, womit unsere zahme Ente in den vergangenen 4 Wochen beschäftigt war.
Sie war nämlich nicht alleine sondern zu vierzehnt.
ZU VIERZEHNT!
Gestern am frühen Abend erschien nämlich der vermeintliche Mitternachtssnack unverhofft am Horizont.
Schnell war klar, womit unsere zahme Ente in den vergangenen 4 Wochen beschäftigt war.
Sie war nämlich nicht alleine sondern zu vierzehnt.
ZU VIERZEHNT!
Onkel Moschus war aus dem Häuschen - und wir natürlich auch.
Ente gut, alles gut im Sommer 22.
Auf jeden Fall für unsere Moschusenten.
Auf ein gutes Ende für die Ukraine und das Klima heißt es aber leider wohl noch ein bisschen länger warten.
Wir hoffen auf einen erfreulichen Rest dieses Jahres und auf ein Happy End für alles was derzeit aus dem Ruder läuft!
Fortsetzung 2022 folgt!
Ente gut, alles gut im Sommer 22.
Auf jeden Fall für unsere Moschusenten.
Auf ein gutes Ende für die Ukraine und das Klima heißt es aber leider wohl noch ein bisschen länger warten.
Wir hoffen auf einen erfreulichen Rest dieses Jahres und auf ein Happy End für alles was derzeit aus dem Ruder läuft!
Fortsetzung 2022 folgt!