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19.10.2025_Kontrollfreak trifft Landwirtschaft…ein tiefenpsychologisches Trauerspiel?

Vier Mal pro Woche stehe ich am Markt und habe es mir angewöhnt, die Kiste neben der Waage, in die meine Kundschaft ihren Einkauf zusammenlegt, mit Zeitungspapier auszukleiden.
Damit die Kiste vom frischen Salat o.ä. nicht nass wird und die Gemüse-gefüllten Papiersäcke zum Missfallen der Kunden aufweichen.
Dann passierts auch hin und wieder, dass ich genau auf den Zeitungsseiten in der Gemüsekiste einen interessanten Artikel entdecke. Wenn keine Kundschaft da ist & mir fad ist, vertreibe ich mir also die Wartezeit mit dem Lesen solcher Zeitungsseiten.
 
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...manchmal thematisch sehr passend...
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...manchmal thematisch sehr interessant
So war es auch vor gut 2 Wochen…“Nichts soll sich meinem Willen entziehen“ lese ich da in der Presse vom 27. September. „Der moderne Mensch versucht das Unberechenbare, das Ungewisse und damit das Abenteuerliche zu minimieren und aus seinem Leben so weit wie möglich zu verbannen. Das gilt nicht nur der Natur gegenüber, das gilt auch für uns selbst.“, schreibt da Konrad Paul Liessmann.
Klang spannend. Vor allem, weil ich mich ehrlicherweise zu diesen modernen Menschen zählen muss.
Ich liebe Planbarkeit, ich habe gerne alles im Griff und alles unter Kontrolle. Alles andere halte ich nur schwer aus.
Denkbar schlechte psychologische Voraussetzungen für eine berufliche Tätigkeit in der Landwirtschaft.
Warum? Weil wenn etwas unberechenbar ist, dann unsere Chefin Natur. Nichts ist so unberechenbar wie ihre Launen.

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Beispiel: Natur beschloss in diesem Jahr, den ganze Juli extrem kühl zu gestalten, die Temperaturen in diesem ansonsten so heißen und trockenen Sommermonat nicht über 22, 23 Grad klettern zu lassen. Damit hat sich für uns einerseits die geplante Ernte vieler Kulturen um gut 1 Monat nach hinten verschoben oder überhaupt wirtschaftlich unrentabel gemacht.
Die jährlichen Sauerkraut-Fans scharren ungeduldig mit ihren Gärtöpfen in den Startlöchern und werden doch seit Wochen von mir vertröstet – nein, das Braunschweiger-Kraut ist immer noch nicht reif.
Pflanzenanzucht von Paprika bis Physalis, auspflanzen, Unkrautvliese aufs Feld bringen, Kletterhilfen und Bewässerung montieren u.s.w.…der Ertrag steht durch den kühlen Juli heuer in keiner Relation zum Aufwand.
Und welchen Teufel hat die Chefin dann Anfang Oktober geritten? Völlig aus dem Nichts…Zwei aufeinanderfolgende Frostnächte. Das Schicksal unseres ertragsschwachen Paprikas war damit besiegelt.
 
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Ich liebe Planbarkeit. Alles lässt sich planen in meinen Excel-Listen…Bestellung von Saatgut & Jungpflanzen, der Zeitpunkt zur Aussaat, zum Setzlinge auspflanzen, Unkrautjäten, düngen, gießen. Alles mit viel Liebe, Leidenschaft und Berechnung.
Und dann kommt eine Hitzewelle, ein später Frost, oder nicht enden wollende Regentage. Und das wars dann.
Der Juni zum Beispiel…jedes Jahr aufs Neue ein Monat angespannter Nerven und hohem Grad an Reizbarkeit. Wo doch alles immer so schön geplant wäre…die täglichen Marktstände, die wartenden Abnehmer…und dann – spätestens, wenn Lehner & Co schon seit zwei Wochen mit ihren Erdbeer-Standln aufmarschieren, würde ich irgendwann gerne aufs Erdbeerfeld krachen – um ein paar Watschen zu verteilen. Nicht unter den Mitarbeitern, Gott bewahre…nein sondern in den Erdbeerreihen um die konsequent grünen Wangen zu röten.
 
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Die Natur hält sich nur selten an unsere Pläne und das ist für mich, psychologisch gesehen, eine Zumutung.
Unser Versicherungsunternehmen liebt meine Ängste.  Hagelversicherung, Sturm- & Feuer, Berufsunfähigkeit oder gar ein ungeplantes Ableben von Igor oder mir? Kein Problem – alles unter (immerhin finanzieller) Kontrolle. Angeblich.
Das Bedürfnis nach Kontrolle ist in mir tief verwurzelt, um vieles tiefer als es für mein Berufsbild ideal wäre.
Aber ich muss mir keine Sorgen machen, sagt das Psychologie-Buch aus der Bibliothek Garsten am Nachkastl. Kontrollfreaks sind ganz normal…Kontrolle & Planbarkeit schützt vor Angst und dem Gefühl der Ohnmacht – und das braucht der Mensch. Na dann!
Was uns und unsere tägliche Arbeit anbelangt, so werden wir jedes Jahr aufs Neue von zunehmend kreativen Wetterbedingungen daran erinnert, dass unsere Planbarkeit nur eine Illusion ist.
Aber Igor und ich haben durch die Unplanbarkeit und die Erfahrung des quasi Kontrollverlustes auch etwas gelernt. Was den Anbau von Gemüse & Obst anbelangt: auf jeden Fall kreative, flexible und angepasste Anbaumethoden. Die funktionieren zwar dann auch nicht immer aber hin und wieder bis immer öfter.
 
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Wenn ich akzeptiere, dass das Leben unberechenbar und eigentlich nicht planbar ist, dann wird man automatisch kreativer, flexibler & optimistischer. Nicht immer ist alles machbar – aber ok, vielleicht ist das auch nicht nur schlecht. Nach einem ausreichenden Maß an Kontrollverlust entsteht dann doch irgendwann eine gewisse Gelassenheit. Im besten Fall mündet die Gelassenheit in Humor…und daraus entsteht wieder Energie für neue Ideen.
Diese Ideen sind dann oft noch viel besser und ausgefuchster als die Alten, die nicht funktioniert haben. Nach Situationen der Unsicherheit entsteht irgendwann auch sowas wie Vertrauen, dass es vielleicht auch anders gut werden kann.
 
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Hin und wieder brauchen Pflanzen die nicht wachsen einfach nur das passende Klettergerüst, kreativere Bewässerungssysteme, die richtige Dosis Hendlmist oder einfach ein anderes Plätzchen am Feld. Ausgefallene Gemüsesorten die super wachsen…sich dann aber nicht gut verkaufen benötigen vielleicht einfach nur ein bisschen mehr Marketing-Einsatz & ein paar mehr Insta-Fotos mit passendem Vintage-Filter.
Und falls das auch alles nicht hilft, dann nehmen wir die Niederlage gelassen und scheitern erfolgreich. Hat nicht sollen sein.
Für mich persönlich ist unsere Marktgärtnerei am Fuxengut – nach mittlerweile 10 Jahren arbeiten -  nicht nur ein Ort wo wir Lebensmittel anbauen, sondern auch ein Ort der mir einige grundsätzliche Regeln des Lebens lehrt.
Nicht alles im Leben lässt sich planen – aber alles lässt sich gestalten.
Wer lernt, mit Ungewissheit umzugehen, statt sie zu fürchten, wird handlungsfähig und kreativ.
Und das lässt sich nicht nur auf die Arbeit im Bio-Landbau umsetzen sondern auch auf den Rest des Lebens.
 
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Das Leben ist oft ein Kaktus...auf den ersten Griff nicht immer besonders angenehm...aber wenn man sich gut drum kümmert, blüht er richtig schön.
Autor:
Julia & Igor
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...manchmal thematisch sehr passend...
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...manchmal thematisch sehr interessant
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Das Leben ist oft ein Kaktus...auf den ersten Griff nicht immer besonders angenehm...aber wenn man sich gut drum kümmert, blüht er richtig schön.