13.11.2018_Die (Un-)Sichtbarkeit der Arbeit
Wir sehen nur das, was wir säen
Eine Österreicherin, ein Ukrainer und ein Afghane arbeiten.
Eine erntet für die anstehenden Lieferungen, einer macht dem Unkraut mit der Pendelhacke den Garaus und einer ist mit der Aussaat neuer Gemüsekulturen beschäftigt. Jeder arbeitet „vor sich hin“, in Gedanken versunken.
Irgendwann ist der Arbeitstag vorbei und die Freizeit beginnt.
Ich gehe ins Haus...kochen, Kinder versorgen, noch schnell ein paar Rechnungen per online-banking bezahlen, Facebook-Auftritt pflegen, Mails beantworten, vielleicht noch auf ein Bier, schlafen.
Auch wenn Arbeit und Freizeit theoretisch trennbar sind, die Grenzen zerfließen.
Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich (noch) nicht. Die abendliche Arbeitsroutine in der Freizeit fällt mir nicht wirklich auf.
Sichtbar ist die Arbeit nur am Acker. Wir sehen nur das, was wir säen.
Eine erntet für die anstehenden Lieferungen, einer macht dem Unkraut mit der Pendelhacke den Garaus und einer ist mit der Aussaat neuer Gemüsekulturen beschäftigt. Jeder arbeitet „vor sich hin“, in Gedanken versunken.
Irgendwann ist der Arbeitstag vorbei und die Freizeit beginnt.
Ich gehe ins Haus...kochen, Kinder versorgen, noch schnell ein paar Rechnungen per online-banking bezahlen, Facebook-Auftritt pflegen, Mails beantworten, vielleicht noch auf ein Bier, schlafen.
Auch wenn Arbeit und Freizeit theoretisch trennbar sind, die Grenzen zerfließen.
Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich (noch) nicht. Die abendliche Arbeitsroutine in der Freizeit fällt mir nicht wirklich auf.
Sichtbar ist die Arbeit nur am Acker. Wir sehen nur das, was wir säen.
Arbeit ist unsichtbar, sagt die Ausstellung im Steyrer Museum Arbeitswelt, die ich mir vor ein paar Tagen angesehen habe.
Die Themen regen unweigerlich zum Nachdenken an - über gesellschaftliche, politische und psychosoziale Aspekte des Arbeitens. Über Arbeitsfreude und Ausgebrannt-sein.
Welchen Wert hat Arbeit für uns persönlich, für die Gesellschaft?
Die Ausstellung bzw. deren KuratorInnen haben ihre Arbeit gut gemacht…denn man geht raus und denkt nach.
Welchen Wert hat die Arbeit am Fuxengut für mich, für Igor, für unseren Erntehelfer Moshtaba? Und welchen Wert hat sie für „die anderen“ – die KundInnen.
Wie sichtbar ist unser Arbeiten?
Igor und ich sind landwirtschaftliche Quereinsteiger. Wir haben beide eine ziemlich genaue Vorstellung vom (unsichtbaren) persönlichen, ideellen Wert unserer Arbeit. Was den sichtbaren, monetären Wert anbelangt, sind wir nicht immer ganz so sicher.
Bei neuen Gemüsearten stellen wir uns vorm ersten Verkauf die Frage, welchen Preis wir verlangen können? Man googelt andere Betriebe mit Direktvermarktung, um herauszufinden welchen Wert sie dem Produkt geben. Man orientiert sich an der hineingesteckten Arbeit –und hofft, dass es für die Hof- und Wochenmarktkunden nachvollziehbar ist.
„Ganz schön teuer“…den Satz hört man trotz aller Überlegungen hin und wieder. Und unweigerlich fragt man sich, sind wir zu teuer?
Wir produzieren, abgesehen von der Bodenvorbereitung für Aussaat und Auspflanzung, unser gesamtes Gemüse ohne Maschineneinsatz. Wir sind, im Vergleich zu den meisten anderen landwirtschaftlichen Betrieben, ein absoluter Miniatur-Betrieb. Maschinen zahlen sich für unsere unterschiedlichst bepflanzten Teilflächen nicht aus.
Aber wieviel ist Handarbeit in der Landwirtschaft wert – wo es doch auch im größeren Stil, mit großen Maschinen, viel schneller und günstiger geht.
Die kleinstrukturierte Landwirtschaft in der Region ist unserer Gesellschaft etwas wert. Aber wie viel genau?
Wenn auch für den Endverbraucher nicht sichtbar, eine Karotte haben wir x- mal in der Hand, von Aussaat, jäten, ernten, waschen, aussortieren, in Kisten einsortieren und zum Markt bringen. Wieviel Arbeitskraft steckt drinnen und was ist sie wert?
Gegen Ende der letzten Saison haben wir beschlossen, Fremdarbeitskraft an Bord zu holen um unsere Arbeitszeit am Feld im Rahmen zu halten und Zeit für andere geplante Projekte rauszuschlagen.
Moshtaba arbeitet seit letztem Jahr bei uns mit.
Die Themen regen unweigerlich zum Nachdenken an - über gesellschaftliche, politische und psychosoziale Aspekte des Arbeitens. Über Arbeitsfreude und Ausgebrannt-sein.
Welchen Wert hat Arbeit für uns persönlich, für die Gesellschaft?
Die Ausstellung bzw. deren KuratorInnen haben ihre Arbeit gut gemacht…denn man geht raus und denkt nach.
Welchen Wert hat die Arbeit am Fuxengut für mich, für Igor, für unseren Erntehelfer Moshtaba? Und welchen Wert hat sie für „die anderen“ – die KundInnen.
Wie sichtbar ist unser Arbeiten?
Igor und ich sind landwirtschaftliche Quereinsteiger. Wir haben beide eine ziemlich genaue Vorstellung vom (unsichtbaren) persönlichen, ideellen Wert unserer Arbeit. Was den sichtbaren, monetären Wert anbelangt, sind wir nicht immer ganz so sicher.
Bei neuen Gemüsearten stellen wir uns vorm ersten Verkauf die Frage, welchen Preis wir verlangen können? Man googelt andere Betriebe mit Direktvermarktung, um herauszufinden welchen Wert sie dem Produkt geben. Man orientiert sich an der hineingesteckten Arbeit –und hofft, dass es für die Hof- und Wochenmarktkunden nachvollziehbar ist.
„Ganz schön teuer“…den Satz hört man trotz aller Überlegungen hin und wieder. Und unweigerlich fragt man sich, sind wir zu teuer?
Wir produzieren, abgesehen von der Bodenvorbereitung für Aussaat und Auspflanzung, unser gesamtes Gemüse ohne Maschineneinsatz. Wir sind, im Vergleich zu den meisten anderen landwirtschaftlichen Betrieben, ein absoluter Miniatur-Betrieb. Maschinen zahlen sich für unsere unterschiedlichst bepflanzten Teilflächen nicht aus.
Aber wieviel ist Handarbeit in der Landwirtschaft wert – wo es doch auch im größeren Stil, mit großen Maschinen, viel schneller und günstiger geht.
Die kleinstrukturierte Landwirtschaft in der Region ist unserer Gesellschaft etwas wert. Aber wie viel genau?
Wenn auch für den Endverbraucher nicht sichtbar, eine Karotte haben wir x- mal in der Hand, von Aussaat, jäten, ernten, waschen, aussortieren, in Kisten einsortieren und zum Markt bringen. Wieviel Arbeitskraft steckt drinnen und was ist sie wert?
Gegen Ende der letzten Saison haben wir beschlossen, Fremdarbeitskraft an Bord zu holen um unsere Arbeitszeit am Feld im Rahmen zu halten und Zeit für andere geplante Projekte rauszuschlagen.
Moshtaba arbeitet seit letztem Jahr bei uns mit.
Welchen Wert hat seine Arbeit?
14 Euro kostet uns im Schnitt eine Arbeitstunde. Auf Moshtabas Konto landen davon aber nur zwischen 7 und 8 Euro Stundenlohn.
Auch wenn uns seine Arbeitstunden theoretisch mehr wert wären…Finanzamt und Sozialversicherung sind äußerst hungrig und verschlingen den Rest.
Welchen Wert hat die Arbeit für Moshtaba abseits des Bankkontos? Unsichtbar bleibt, dass es wohl auch ein Stück weiter Ankommen in einem neuen Leben bedeutet.
Bei genauerer Betrachtung wird landläufig eigentlich nur die Erwerbsarbeit als Arbeit bezeichnet.
Um ehrlich zu sein, ich hätte derzeit auch als Hausfrau und Mutter mehr wie genug Arbeit. Geld würde ich damit freilich keines verdienen.
Aber dafür würde unsere Wohnung nicht regelmäßig im Chaos versinken, es gäbe jeden Tag ein ordentliches Essen – und nicht so oft husch-pfusch-Gerichte, die Betten wären gemacht und das Gewand würde gebügelt eingeordnet & nicht ungebügelt in die Kästen gestopft.
Wenn man mit Kindern in einem Haushalt lebt, wird die Haushaltsführung zu einer überaus komplexen und zeitaufwändigen Aufgabe.
Und immer wieder landen auch Igor und ich bei der berüchtigten Haushaltsdebatte… Wer macht mehr? Wer macht zu wenig? Und wieviel Zeit bleibt jedem für die „eigentliche Arbeit“, nämlich die Erwerbsarbeit.
Warum die „unsichtbare“ Hausarbeit - im Vergleich zur Erwerbsarbeit - als weniger wertvoll angesehen wird, ist ein Thema für sich.
Ohne Geld kein Wert…so ist der Mensch.
Trotzdem, wenn die Nudln-mit-Butter-Zeitspanne und die es-gibt-keine sauberen Socken-mehr-Phase zu lange dauern, dann fühlt sich niemand mehr wohl...und die unsichtbare Arbeit wird für alle sichtbar.
Der letzte Raum der Ausstellung „Arbeit ist unsichtbar“ konfrontiert mit der Vorstellung einer Welt ohne Arbeit. Wenn der technologische Fortschritt die menschliche Arbeit überflüssig machen würde.
Dank neuer Technologien brauchen wir vielleicht bald keine Menschen mehr für die Landwirtschaft. Und ein Roboter erledigt ganz nebenbei unseren Haushalt.
14 Euro kostet uns im Schnitt eine Arbeitstunde. Auf Moshtabas Konto landen davon aber nur zwischen 7 und 8 Euro Stundenlohn.
Auch wenn uns seine Arbeitstunden theoretisch mehr wert wären…Finanzamt und Sozialversicherung sind äußerst hungrig und verschlingen den Rest.
Welchen Wert hat die Arbeit für Moshtaba abseits des Bankkontos? Unsichtbar bleibt, dass es wohl auch ein Stück weiter Ankommen in einem neuen Leben bedeutet.
Bei genauerer Betrachtung wird landläufig eigentlich nur die Erwerbsarbeit als Arbeit bezeichnet.
Um ehrlich zu sein, ich hätte derzeit auch als Hausfrau und Mutter mehr wie genug Arbeit. Geld würde ich damit freilich keines verdienen.
Aber dafür würde unsere Wohnung nicht regelmäßig im Chaos versinken, es gäbe jeden Tag ein ordentliches Essen – und nicht so oft husch-pfusch-Gerichte, die Betten wären gemacht und das Gewand würde gebügelt eingeordnet & nicht ungebügelt in die Kästen gestopft.
Wenn man mit Kindern in einem Haushalt lebt, wird die Haushaltsführung zu einer überaus komplexen und zeitaufwändigen Aufgabe.
Und immer wieder landen auch Igor und ich bei der berüchtigten Haushaltsdebatte… Wer macht mehr? Wer macht zu wenig? Und wieviel Zeit bleibt jedem für die „eigentliche Arbeit“, nämlich die Erwerbsarbeit.
Warum die „unsichtbare“ Hausarbeit - im Vergleich zur Erwerbsarbeit - als weniger wertvoll angesehen wird, ist ein Thema für sich.
Ohne Geld kein Wert…so ist der Mensch.
Trotzdem, wenn die Nudln-mit-Butter-Zeitspanne und die es-gibt-keine sauberen Socken-mehr-Phase zu lange dauern, dann fühlt sich niemand mehr wohl...und die unsichtbare Arbeit wird für alle sichtbar.
Der letzte Raum der Ausstellung „Arbeit ist unsichtbar“ konfrontiert mit der Vorstellung einer Welt ohne Arbeit. Wenn der technologische Fortschritt die menschliche Arbeit überflüssig machen würde.
Dank neuer Technologien brauchen wir vielleicht bald keine Menschen mehr für die Landwirtschaft. Und ein Roboter erledigt ganz nebenbei unseren Haushalt.
Ein Leben ohne Arbeit, Verpflichtungen und Liefertermine?
Eine geradezu paradiesische Vorstellung?
Eigentlich nicht (wobei, in 30 Jahre denke ich wahrscheinlich anders).
Für ein zufriedenes Leben – so finde ich – bedarf es einer Arbeit die man persönlich als wertvoll beurteilen kann. Sowohl aus finanzieller als auch aus emotionaler Perspektive.
Es darf einen zwischendurch ruhig auch auf den Wecker gehen, da spricht nichts dagegen.
Wenn alles gut geht ziehe ich mich irgendwann, wenn ich alt und müde bin aus der (Arbeits-)Welt zurück. Dann bleibt zu hoffen, dass ich noch immer die Sinnhaftigkeit in meiner - wenn auch schon in ferner Vergangenheit liegenden - sichtbaren & unsichtbaren Arbeit erkenne.
Eine geradezu paradiesische Vorstellung?
Eigentlich nicht (wobei, in 30 Jahre denke ich wahrscheinlich anders).
Für ein zufriedenes Leben – so finde ich – bedarf es einer Arbeit die man persönlich als wertvoll beurteilen kann. Sowohl aus finanzieller als auch aus emotionaler Perspektive.
Es darf einen zwischendurch ruhig auch auf den Wecker gehen, da spricht nichts dagegen.
Wenn alles gut geht ziehe ich mich irgendwann, wenn ich alt und müde bin aus der (Arbeits-)Welt zurück. Dann bleibt zu hoffen, dass ich noch immer die Sinnhaftigkeit in meiner - wenn auch schon in ferner Vergangenheit liegenden - sichtbaren & unsichtbaren Arbeit erkenne.