04.12.2018_Was ist es, das bleibt?
Anarchie im Suppenteller
Es ist Winter und es ist Abend. Es ist so etwas wie Ruhe eingekehrt, draussen und drinnen.
Ich bin alleine. Der Bauer hat sich in sein Heimatland ostwärts verabschiedet – keine Sorge, nur für eine Woche. Das Junggemüse - schläft.
Schon seit einigen Tagen hecke ich einen listigen Plan aus. Ich werde abendessen, mit den Kindern, unauffällig wie jeden Abend.
Aber dieses Abendessen… sollte nicht mein letztes sein. Nein, mein eigentliches Abendessen wollte ich erst zubereiten, wenn die notorischen Glasl-Umschütter und Pyjama-Anpatzer im Bett sind.
Ich wollte es nämlich wissen, ganz ohne Ablenkung und Störung.
Was ist es, das bleibt, im Winter. Von der Arbeit, von der vergangenen Jahreszeit.
Endlich bin ich alleine. Also..Schlapfen anziehen und zwei Stockwerke tiefer. In den Keller.
Als Kind habe ich um diese Räumlichkeiten einen respektvollen Bogen gemacht. Die Mutprobe unter uns 4 Geschwistern, eine Kellerexpedition alleine und ohne Licht, hab ich nie geschafft. Genutzt wurde der Keller vor allem vom Großvater fürs Most einlagern und als abenteuerliche Kulisse für eine ganze Reihe von Filmen, die mein Vater in seiner Freizeit mit uns Kindern gedreht hat.
Ich bin alleine. Der Bauer hat sich in sein Heimatland ostwärts verabschiedet – keine Sorge, nur für eine Woche. Das Junggemüse - schläft.
Schon seit einigen Tagen hecke ich einen listigen Plan aus. Ich werde abendessen, mit den Kindern, unauffällig wie jeden Abend.
Aber dieses Abendessen… sollte nicht mein letztes sein. Nein, mein eigentliches Abendessen wollte ich erst zubereiten, wenn die notorischen Glasl-Umschütter und Pyjama-Anpatzer im Bett sind.
Ich wollte es nämlich wissen, ganz ohne Ablenkung und Störung.
Was ist es, das bleibt, im Winter. Von der Arbeit, von der vergangenen Jahreszeit.
Endlich bin ich alleine. Also..Schlapfen anziehen und zwei Stockwerke tiefer. In den Keller.
Als Kind habe ich um diese Räumlichkeiten einen respektvollen Bogen gemacht. Die Mutprobe unter uns 4 Geschwistern, eine Kellerexpedition alleine und ohne Licht, hab ich nie geschafft. Genutzt wurde der Keller vor allem vom Großvater fürs Most einlagern und als abenteuerliche Kulisse für eine ganze Reihe von Filmen, die mein Vater in seiner Freizeit mit uns Kindern gedreht hat.
Jetzt bin ich mittlerweile schon groß und geh auch gerne alleine in dieses Jahrhunderte alte Gewölbe. Abgesehen davon, dass es eine statische Meisterleistung ist, findet man in den feuchten Mauern und im Dunst des eingelagerten Gemüse wenn nötig immer ein paar Minuten Stille.
Aber zurück zu meinem ausgefuchsten Plan. Ich greife mir aus den Holzkisten alles was ich brauche.
Zurück in die Küche. Jetzt wird jeder Schritt feierlich vorbereitet und zelebriert.
Ich lege den Herbst auf den Tisch.
Aber zurück zu meinem ausgefuchsten Plan. Ich greife mir aus den Holzkisten alles was ich brauche.
Zurück in die Küche. Jetzt wird jeder Schritt feierlich vorbereitet und zelebriert.
Ich lege den Herbst auf den Tisch.
Pastinaken, Äpfel, Lauch, Walnüsse, Zwiebel, Knoblauch, Petersilie.
Schälen, schnippeln, köcheln, braten und pürieren.
Schlussendlich sitz ich davor. Ein Teller ein Löffel. Pastinaken-Apfel-Lauchcremesuppe mit Walnuss-Petersilien-Pesto und Pastinakenchips. Jamie Oliver kann sich schon mal warm anziehen.
Im Schein der monströsen Bienenwachskerze, die ich letztes Wochenende auf einem Wiener Weihnachtsmarkt einem Waldviertler Bauern abgekauft habe, löffle ich den Herbst aus der Suppenschüssel.
Schälen, schnippeln, köcheln, braten und pürieren.
Schlussendlich sitz ich davor. Ein Teller ein Löffel. Pastinaken-Apfel-Lauchcremesuppe mit Walnuss-Petersilien-Pesto und Pastinakenchips. Jamie Oliver kann sich schon mal warm anziehen.
Im Schein der monströsen Bienenwachskerze, die ich letztes Wochenende auf einem Wiener Weihnachtsmarkt einem Waldviertler Bauern abgekauft habe, löffle ich den Herbst aus der Suppenschüssel.
1 Stunde kochen, 5 Minuten essen. Aber diese 5 Minuten haben es in sich. Erinnerungen der vergangenen Monate. Pastinaken Aussaat, "...ist das nicht zu dicht gesät??", beim Wachsen zusehen, Spaten rein und raus mit den weissen Wurzeln. "Boah san die schen". Sorge um die Apfelblüte, unterm Apfelbaum liegen, Leiter an den Stamm, "Igor bitte pass auf, brich da ned´s Gnack", Äpfel fangen, einschlichten, Walnüsse sammeln- "hört denn das nie auf?" Lauchpflänzchen bestellen, "...das sind doch viel zu viele". Was ist das für ein Schädling, "muass i googlen". "Wann bitte regnet es endlich wieder?" u.s.w. u.s.w.
Und irgendwann ist Winter. Da sitz ich jetzt und freu mich.
Ich denk an die Spar-Angestellte, die ich heute beobachtet habe, als sie mannshoch übereinandergestapelte Kisten mit Plastik-verpackten spanischen Tomaten ins Regal einsortierte.
In diesem Moment schmeckt diese Suppe noch eine Spur besser.
Die kunstvoll auf der Suppe verteilten Pastinaken-Chips erinnern mich an ein Anarchie-A und ich denke, vielleicht ist das sowas wie ein Küchen-Protest gegen das System.
Mit 16 dachte ich mit jugendlicher Unbedarftheit, fight the system, grüne Haare, Nasenring - da werdens schauen, die Leut.
Meine Haare sind mittlerweile nicht mehr grün und der Nasenring ist auch weg. Heute ist mein bescheidener Protest die Pastinaken-Suppe in der abendlichen Küchen-Stille.
Ich brauch nix. Der Radio bleibt stumm, der will mir ohnehin nur von der erfreulichen Statistik des Weihnachtsumsatzes vom Handel erzählen. Die spanischen Tomaten lass ich auch liegen – Ehrensache. Des Gmias bau ich mir selber an.
Ein Hauch von Individualanarchismus…Freiheit, Selbstbestimmung & Eigenverantwortung im Suppenteller.
Wie auch immer…Was ist es, das bleibt? Der süße (Pastinaken-)Geschmack der vergangenen Jahreszeit.
Und irgendwann ist Winter. Da sitz ich jetzt und freu mich.
Ich denk an die Spar-Angestellte, die ich heute beobachtet habe, als sie mannshoch übereinandergestapelte Kisten mit Plastik-verpackten spanischen Tomaten ins Regal einsortierte.
In diesem Moment schmeckt diese Suppe noch eine Spur besser.
Die kunstvoll auf der Suppe verteilten Pastinaken-Chips erinnern mich an ein Anarchie-A und ich denke, vielleicht ist das sowas wie ein Küchen-Protest gegen das System.
Mit 16 dachte ich mit jugendlicher Unbedarftheit, fight the system, grüne Haare, Nasenring - da werdens schauen, die Leut.
Meine Haare sind mittlerweile nicht mehr grün und der Nasenring ist auch weg. Heute ist mein bescheidener Protest die Pastinaken-Suppe in der abendlichen Küchen-Stille.
Ich brauch nix. Der Radio bleibt stumm, der will mir ohnehin nur von der erfreulichen Statistik des Weihnachtsumsatzes vom Handel erzählen. Die spanischen Tomaten lass ich auch liegen – Ehrensache. Des Gmias bau ich mir selber an.
Ein Hauch von Individualanarchismus…Freiheit, Selbstbestimmung & Eigenverantwortung im Suppenteller.
Wie auch immer…Was ist es, das bleibt? Der süße (Pastinaken-)Geschmack der vergangenen Jahreszeit.